Schleimangriff
Bakterien können die Sicherheit tiefengeologischer Atommülllager gefährden.
Selbst viele hundert Meter tief im Boden wimmelt es noch von Mikroben. Im schwedischen Felslabor Äspö nördlich von Oskarshamn, das die geplante Langzeitlagerung von Atommüll im dortigen Granit untersuchen soll, stießen Wissenschaftler*innen auf dicke Lappen schleimiger Biofilme. Auch im als Atommülllager ins Auge gefassten Schweizer Tongestein, in sächsischen Urangruben sowie in bereits mit Atomabfällen befüllten Salzstöcken im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico fanden sich Bakterien.
Die Mikroorganismen können unter Umständen explosive Gase und aggressive Säuren bilden und das Ausschwemmen radioaktiver Substanzen erleichtern. Selbst das zur Abdichtung der Atommülllager vorgesehene Mineral Bentonit ist möglicherweise in Gefahr: Bestimmte Bakterien könnten es in eine Form umwandeln, die nicht mehr aufquillt – was die gewünschte Versiegelung der Lagerstätte verhindern würde.
«The World Nuclear Waste Report»
70 Jahre nach Beginn des Atomzeitalters hat kein Land der Welt eine wirkliche Lösung für das strahlende Erbe der Atomkraft gefunden (World Nuclear Waste Report, 2019, engl.)
Mikroben: Gut leben im Endlager
Die Lebensgemeinschaften unter Tage könnten den Betreibern Probleme bereiten – oder ihnen helfen (spektrum.de, 2016)
Forschungsprojekt «Microbiology in Nuclear Waste Disposal»: Können Mikroorganismen einen Einfluss auf die radioaktiven Elemente haben? (MIND, engl., 2019)
Kupfer-Ummantelungen für abgebrannte Brennstäbe halten nicht mal tausend Jahre dicht (taz, 2009)
Die Lüge vom sicheren Endlager
Seit Jahrzehnten produzieren deutsche AKW Strahlenmüll. Wohin damit? Auf den Spuren eines Desasters (ARD «Panorama»-Doku, 2009)
Forschungsprojekt untersucht Einfluss von Mikroorganismen auf radioaktive Elemente in AKW (Helmholz-Zentrum Dresden-Rossendorf, 2015)
Selbst tief unter der Erde lassen Bakterien schleimige Lappen wachsen (Spektrum der Wissenschaft, 2016)