Maulkorb für Expert*innen
Wegen Gorleben verpasste die Regierung Geolog*innen Maulkörbe.
Weil der Salzstock Gorleben keine Deckschicht hat, die ihn nach oben schützt, stuften ihn Geolog*innen schon in den 1970er-Jahren nur als «dritte Wahl» für ein Atommülllager ein. Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) setzte sich bei der Standortbenennung darüber hinweg.
Zahlreiche Probebohrungen bestätigten in Folge die Bedenken. 1983 resümierte der höchste staatliche Endlagerexperte, Professor Helmut Röthemeyer, der Salzstock sei nicht in der Lage, «Kontaminationen auf Dauer von der Biosphäre zurückzuhalten» – das Salz habe direkten Grundwasserkontakt. Röthemeyer und seine Kolleg*innen wollten deshalb empfehlen, auch andere Standorte zu erkunden. Die damals CDU/FDP-geführte Bundesregierung intervenierte. Auf ihren Druck verschwand die Empfehlung der Expert*innen aus dem Gutachten.
Beim sogenannten «Neustart» der Atommülllagersuche 2011 blieb Gorleben als Standort explizit gesetzt. Geologische Kriterien, die zum Ausschluss Gorlebens führen würden, sind für das Standortauswahlgesetz deshalb tabu.
Gorleben-Gutachter unter Druck
1983 äußerten Expert*innen Zweifel an der Eignung des Salzbergwerks. Daraufhin wurden sie von der Kohl-Regierung unter Druck gesetzt (Der Spiegel, 2009)
Aussagen kritischer Wissenschaftler*innen zum Thema Gorleben wurden in den zahlreichen Anhörungen grundsätzlich als unqualifiziert abgetan (Gorleben Archiv, 2018)
Bestechung um Auftragsvergaben im Atommülllager Schacht Konrad: Gericht verhängt hohe Bußgelder (umweltFAIRaendern, 2015)
Gorleben-Kritiker wurde 1982 gemobbt
Der Quartärgeologe Klaus Duphorn wurde kaltgestellt, weil er nicht bereit war, die Eignungsaussage zu untermauern (Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, 2009)
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg stellt Strafanzeige
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat durch eine Stiftung «Gorleben-Gutachten» bezahlt (wendland-net, 2016)
Abschlussbericht des Gorleben-Untersuchungsausschusses
Die Entscheidung, Gorleben als Standort für ein Atommüllendlager 1977 zu erkunden, war politisch vorgegeben (SPD, 2013)
Politisches Kalkül und nicht wissenschaftliche Untersuchungen waren der ausschlaggebender Faktor für die Festlegung des Standorts (Greenpeace, 2010)
Wie in anderen Wirtschaftszweigen blüht auch in der Atombranche die Korruption in ihren diversen Erscheinungsformen (AtomkraftwerkePlag, 2018)
Politischer Druck auf die Wissenschaft
Der einst höchste staatliche Endlagerexperte schildert den Druck der Regierung, Gorleben durchzusetzen (taz, 2009)
Kohls Minister schönten Gutachten
Dokumente belegen: Regierung hat Forscher*innen beeinflusst, Risiken eines Atommülllagers in Gorleben zu vertuschen (Süddeutsche Zeitung, 2009)
Wie die Regierung Kohl die Gorleben-Gutachter unter Druck setzte
Neue Aktenfunde zeigen: Bonn wollte Gorleben damals offenbar um jeden Preis durchsetzen (Spiegel, 2009)
Kohl-Regierung ließ Gorleben-Akten schönen, um Atomendlager durchzusetzen – gegen den Rat der eigenen Expert*innen (Frankfurter Rundschau, 2009)
Die Sonderrolle Gorlebens ist unauflösbar
Stellungnahme der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg zur Fortentwicklung des Standortauswahlgesetzes (S. 5 ff., 2017)